Am 27. März 2025 diskutiert der Hessische Landtag über ein mögliches generelles Handyverbot an den Schulen des Landes. Die Debatte reiht sich ein in eine zunehmende Tendenz zur Symbolpolitik – laut, auffällig und scheinbar entschlossen, aber inhaltlich völlig fehlgeleitet. Die Piratenpartei Hessen kritisiert diese Entwicklung entschieden. Denn anstatt sich mit den tatsächlichen Problemen im Bildungssystem auseinanderzusetzen, versucht die Landesregierung, mit Scheinlösungen politische Handlungsfähigkeit zu demonstrieren.
Schulen können das längst selbst regeln
Bereits heute haben Schulen in Hessen die Möglichkeit, den Gebrauch von Smartphones eigenständig zu regeln. Sie tun das auch – differenziert, angepasst an die jeweilige Schulsituation und in enger Abstimmung mit Lehrkräften, Eltern und Schülervertretungen. Der Ruf nach einem zentralen Verbot von oben ignoriert nicht nur diese gelebte Realität, sondern untergräbt auch das Vertrauen in die pädagogische Eigenverantwortung der Schulen. Dabei wäre genau dieses Vertrauen essenziell, um die Herausforderungen im Bildungssystem zu bewältigen.
„Die Schulen haben bereits heute die Möglichkeit, Regeln für den Umgang mit Smartphones festzulegen – dafür braucht es keine Gesetzesdebatte im Landtag, sondern Vertrauen in die pädagogische Kompetenz vor Ort“, erklärt Sebastian Alscher, Landesvorsitzender der Piratenpartei Hessen.
Lehrermangel, Überlastung, fehlende Ausstattung – und worüber reden wir?
Während Tausende Lehrerstellen in Hessen unbesetzt sind, während Schulen an digitaler und baulicher Ausstattung scheitern und Lehrkräfte regelmäßig an den Rand ihrer Belastungsgrenzen geraten, beschäftigt sich der Landtag mit einem Thema, das längst geregelt ist. Es ist ein politisches Schauspiel, das nicht der Realität in den Schulen entspricht.
„Politik darf nicht mit Ablenkungspolitik verwechselt werden – wenn das Land ein Handyverbot diskutiert, während Schulen kollabieren, läuft etwas grundlegend falsch“, so Alscher weiter.
Diese Form der Prioritätensetzung sendet ein fatales Signal: Die drängenden strukturellen Probleme bleiben ungelöst, während in der Öffentlichkeit der Eindruck erweckt wird, es würde entschlossen gehandelt. Dabei sind es die Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler sowie Schulträger, die tagtäglich unter den tatsächlichen Missständen leiden – nicht unter der Existenz von Smartphones.
Eine andere Bildungspolitik ist möglich
Die Piratenpartei Hessen fordert daher eine echte, lösungsorientierte Bildungspolitik, die auf die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts vorbereitet ist:
- Mehr Lehrkräfte durch bessere Arbeitsbedingungen und gezielte Ausbildungsförderung
- Moderne Infrastruktur, die digitales und analoges Lernen sinnvoll miteinander verbindet
- Unterstützung der Schulen, damit Schulen selbstverantwortlich agieren und passgenaue Lösungen umsetzen können
Ein generelles Handyverbot ist hingegen nichts weiter als eine politische Beruhigungspille – schnell verabreicht, aber ohne Wirkung gegen die eigentliche Krankheit.
Vertrauen statt Kontrolle
Die Fixierung auf Kontrolle – sei es durch Handyverbote, Videoüberwachung oder Zentralisierung – ist aus Sicht der Piratenpartei Hessen ein Ausdruck politischen Misstrauens gegenüber den Menschen. Doch eine gute Schule braucht das Gegenteil: Vertrauen, Dialog und Freiheit, um pädagogische Verantwortung tragen zu können.
Die Piratenpartei Hessen steht für eine Bildungspolitik, die auf Kooperation statt Konfrontation setzt. Sie will Schulen in ihrer Rolle als eigenständige Lern- und Lebensorte stärken – nicht bevormunden. Verbote, die an der Lebensrealität vorbeigehen, sind dafür der falsche Weg.
Was jetzt zählt
Es ist höchste Zeit, dass sich die Landesregierung den realen Baustellen im Bildungssystem stellt. Denn jede Debatte, die von diesen Problemen ablenkt, verzögert notwendige Lösungen. Wir fordern daher alle politisch Verantwortlichen in Hessen auf: Beenden Sie die Symbolpolitik. Hören Sie auf die Menschen, die tagtäglich Schule gestalten – und geben Sie ihnen das, was sie wirklich brauchen.
Die Zukunft der Bildung entscheidet sich nicht an der Frage, ob Schulen Handys im Unterricht erlauben oder nicht – sondern daran, ob wir bereit sind, in gute Bildung zu investieren.