Das Fediverse: Echte Freiheit ist anstrengend, aber es lohnt sich

Ein Piratengedanke von Holger. Piratengedanken können die Meinung des Landesverbands Hessen der PIRATEN wiedergeben, müssen das aber nicht.

Wir als Piratenpartei stehen für Teilhabe und Transparenz, aber das ist in den von Konzernen geführten “sozialen” Netzwerken schon lange nicht mehr möglich. Als eine freie und offene Alternative hierzu hat sich deshalb das Fediverse etabliert, um das es in diesem Artikel gehen soll.

Das Fediverse ist kein Netzwerk im herkömmlichen Sinne. Es begründet sich auf einem gemeinsamen Netzwerkprotokoll, dem ActivityPub. Alle Plattformen, die für das Fediverse umgesetzt werden, müssen deshalb als Grundlage dieses Protokoll implementieren. Das stellt sicher, dass unabhängig von dem jeweiligen Schwerpunkt der Plattform alle Nutzenden auf diesen Plattformen miteinander kommunizieren können. Alle Plattformen sind aktuell als freie Software umgesetzt, was es ermöglicht, dass daran interessierte Personen ihre eigenen kleinen Instanzen so einer Plattform betreiben können. Einen sehr umfangreichen Überblick zu den verfügbaren Plattformen und deren Instanzen findet ihr hier: https://fediverse.observer

Aber was genau hat das mit “echter Freiheit” zu tun?

Jede dieser Instanzen hat ihre eigenen Regeln, die den Umgang miteinander in diesem speziellen Umfeld regeln sollen. Das führt zu sehr vielen kleinen Inseln, die oft sehr unterschiedlich agieren.  All diese Inseln sind über das gemeinsame technische Protokoll miteinander verbunden, weshalb es natürlich auch zu Konflikten dieser Inselbewohnenden untereinander kommen kann. Für diese Konflikte sieht das Protokoll Interventionen auf verschiedenen Ebenen vor: Eine Person kann andere Accounts auf allen anderen Inseln stummschalten, oder sie vollständig blockieren. Sie kann aber auch ganze Instanzen stummschalten oder blockieren. Zusätzlich kann auch noch auf der Ebene der Instanz selbst eingegriffen werden. Hier sind die Möglichkeiten bei einigen Plattformen noch vielfältiger, aber grundsätzlich geht es auch hier um Stummschalten und Blockieren anderer Instanzen oder deren Accounts.

Das hört sich erst einmal nicht nach Freiheit an, weil man in diesem Netzwerk ja dann doch nicht alle Inselbewohnenden erreichen kann, wenn die Verbindungen zu ihnen blockiert sind. Aber es ist genau das: die Freiheit sich offen äußern zu können, denn jeder Beitrag (ein Post) ist im Fediverse eine kleine Webseite, die man auch ohne Account (Voraussetzung ist nur ein Browser) bei einer bestimmten Plattform lesen kann.

Was es natürlich nicht gibt, ist das Recht, dass einem auch alle zuhören müssen!

Aus meiner Sicht ist das genau die Form von Freiheit, die die Piratenpartei für ihren Social Media Auftritt anstreben sollte. Jede Person soll sich frei äußern können, aber auch die Möglichkeit haben, Inhalte, die ihr nicht guttun, auszublenden. Im Gegensatz zu den anderen geschlossenen Netzwerken bietet das Fediverse seit einiger Zeit noch eine ganz besondere Möglichkeit, die die Freiheit dort noch einmal verbessert hat. Personen können ihre Accounts von einer Insel zu einer anderen Insel umziehen, wenn sie von dort aus zum Beispiel mehr Accounts erreichen können, mit denen sie gerne kommunizieren möchten.